Nach welchen Prinzipien arbeiten Tage der Orientierung?
Entsprechend ihrer Ziele und Anliegen arbeiten die Tage der Orientierung auf der Grundlage folgender Prinzipien:
- Freiwilligkeit
- Orientierung an den Bedürfnissen der Jugendlichen und am Prozess der Gruppe
- Interkonfessionelle und interreligiöse Gastfreundschaft
Freiwilligkeit
Tage der Orientierung sind eine Einladung und ein freiwilliges Angebot. Daher ist es grundlegend und für das Gelingen ausschlaggebend, dass die Schüler und Schülerinnen sich persönlich für die Teilnahme entscheiden. Das schließt ein, dass sie bereit sind, sich persönlich mit den Inhalten auseinanderzusetzen, sich in die Gruppe einzubringen und auch Regeln wie die Hausordnung, die Arbeitszeiten usw. zu respektieren.
Daher haben insbesondere die beauftragten Religionslehrer und -lehrerinnen darauf zu achten, dass die Freiwilligkeit der Teilnahme gewährleistet ist. Dazu müssen die Schülerinnen und Schüler ausreichend informiert werden, so dass sie eine Entscheidung treffen können. Die beauftragten Lehrerinnen und Lehrer müssen aber auch verhindern, dass seitens der Schulleitung oder der anderen Lehrer Druck auf Einzelne ausgeübt wird, mitzufahren. Das heißt nicht, dass Unentschlossene nicht zur Teilnahme ermutigt werden sollen.
Für Schüler und Schülerinnen, die nicht an den Tagen der Orientierung teilnehmen, stellt die Schule den Unterricht sicher.
Orientierung an den Bedürfnissen der Jugendlichen und am Prozess der Gruppe
Der Weg, den der Auferstandene mit den zwei Jüngern nach Emmaus gegangen ist, ist das Paradigma für den Weg, den die Beteiligten an den Tagen der Orientierung miteinander gehen. Für die Leitung ist die Haltung Jesu entscheidend, der zunächst einfach mitgeht und zuhört, nachfragt, was die Menschen bewegt, nach einer Zeit des Mitgehens, Zuhörens und Verstehens eine neue Deutung und einen neuen Horizont erschließt und sie in seine Gemeinschaft einlädt.
Daher stehen die Schülerinnen und Schüler mit ihren Fragen und Problemen und ihren Beziehungen untereinander im Mittelpunkt der Tage der Orientierung. Es geht darum, ihre Fragen und Bedürfnisse, ihre Schwierigkeiten und Konflikte wahr und ernst zu nehmen, und sich in ihrem Suchen mit ihnen auf den Weg zu machen und Antworten aus einem christlichen Kontext anzubieten. Daher richten sich die Tage der Orientierung nicht hauptsächlich an Themen, sondern am aktuellen Prozess der Gruppe aus. Die zwischenmenschlichen Beziehungen einer Gruppe und die dadurch ausgelösten Gruppenprozesse sind eine entscheidende Hilfe, die den Reifungsprozess der Jugendlichen fördern und anregen, „dass sich der einzelne ändert, dass das Miteinander aller sich bessert, dass Kontakt und Zusammenarbeit sich vertiefen, dass man einander besser gerecht wird, dass der einzelne sich selbst und seine schöpferischen Fähigkeiten entfalten kann." (Ziele und Aufgaben kirchlicher Jugendarbeit, 4.1)
Die den Tagen der Orientierung zugrunde liegende Emmauserzählung findet ihren Höhepunkt im Brotbrechen und in der Verkündigung der Auferstehungsbotschaft. In der kurzen Zeit von zwei bis drei Tagen können allerdings oft nur wenige Schritte gegangen werden, und es ist mit Ungleichzeitigkeiten und Brüchen zur rechnen. Es ist die pastorale Kompetenz der Leitung, die Schritte zu gehen, die den einzelnen Jugendlichen und der Gruppe angemessen sind. Dies gilt insbesondere für die Entscheidung, in welcher Form ein Gottesdienst oder besinnliche Impulse am Morgen oder am Abend oder zum Abschluss des Kurses ihren Platz haben. Der begonnene Prozess kann aber auch in anderen Angeboten der Schul- und Jugendpastoral weitergehen.
Interkonfessionelle und interreligiöse Gastfreundschaft
Zu Tagen der Orientierung sind grundsätzlich immer alle Schülerinnen und Schüler einer Klasse eingeladen, gleich welcher Konfession oder Religion sie angehören oder ob sie ohne Bekenntnis sind. Die konfessionelle und religiöse Verschiedenheit kann die Chance bieten, sich über die unterschiedlichen Glaubensformen auszutauschen, wie es in der Schule so meist nicht möglich ist. Vor allem bei Gottesdiensten, Besinnungen und Gebeten innerhalb des verpflichtenden Programms sind die unterschiedlichen Konfessionen zu achten. Auch bei freiwilligen Angeboten ist eine besondere Sensibilität nötig, grundsätzlich ist aber die Einladung zu einer religiösen Besinnung möglich.
Wichtig ist auch, dass die nicht-katholischen Schüler und Schülerinnen über den Charakter dieser Tage informiert werden und bereit sind, diesen Charakter zu respektieren und an den verpflichtenden Angeboten teilnehmen. Charakteristisch für diese Tage ist, dass auch explizit religiöse Elemente wie Glaubensgespräche, Besinnungen und Gebete dazugehören.